Klavier lernen für Kinder - Wie kann ich mein Kind motivieren zu üben?

Finden deine Kinder auch, dass Klavier üben „voll langweilig“ ist? Wir haben ein paar Tipps, wie du es doch schaffst, sie dazu zu bewegen.

von Dorothea Herrmann

Es ist Samtagnachmittag, Zeit zum Üben. Nach dem Mittagsessen hast du den Nachwuchs schon zweimal freundlich daran erinnert, um ein "Ja, gleich." zu ernten.

Nun ist bereits 15:00 Uhr durch und das Klavier noch immer unberührt. Du ahnst, dass es wieder auf eine Diskussion hinauslaufen wird. "Ich will nicht üben…", "Das Stück ist voll langweilig…", "Warum muss ich eigentlich Klavier lernen?"

Deine Argumente, wie gut Klavier spielen für das Sprachenlernen und noch so vieles andere ist, verhallen fast wirkungslos. Und dass dir der Nachwuchs später noch einmal dankbar sein wird, dessen bist du dir in solchen Momenten auch nicht mehr so sicher

Wie begeistert man die "Smartphone-Generation" dafür, sich ans Klavier zu setzen? Hier blinkt nichts, gibt es keine bunten Farben und auch keine coolen Features. Nur Notenblätter und das Instrument. Wie kann man seinen Sohn oder seine Tochter dabei unterstützen mit Freude und auch noch effektiv Klavier spielen zu lernen? Eine Universallösung gibt es hierfür sicherlich nicht, aber es gibt auf jeden Fall ein paar Tipps, die hierbei helfen können und leicht umzusetzen sind. Manche scheinen selbstverständlich zu sein, aber oft sind es eben diese Details, die den Unterschied machen.

Die Chemie mit dem Klavierlehrer muss stimmen

Klavierlehrerin und kleines Kind

Die Auswahl des Klavierlehrers ist ein ganz entscheidender Punkt. Hier sollte auf jeden Fall "die Chemie stimmen". Egal wie gut ein Lehrer pädagogisch sein mag, wenn Junior beschlossen hat, ihn nicht zu mögen, dann sind seine Erfolgschancen äußerst gering. Deshalb sollte man genau hinhören, was der Nachwuchs vom Lehrer hält. Nach der ersten Probestunde kann es natürlich nur eine erste Einschätzung geben. So lange die Einstellung zum Lehrer wenigstens neutral ist, kann man einen Versuch wagen. Vor allem am Anfang solltest du als Elternteil aber immer mal horchen, in welche Richtung es sich entwickelt.

Das Gemaule des Nachwuchses, wenn etwas Schweres gelernt werden soll oder erste kleine Frustrationen auftreten, sollte man aushalten. Wichtig ist zu erkennen, wenn tatsächlich erste Anzeichen von Antipathie auftreten. Dann sollte auf jeden Fall das Gespräch mit dem Lehrer gesucht werden, um die Ursache zu ergründen. Und wenn sich diese nicht beheben lässt, sollte auch vor einem Lehrerwechsel nicht zurückgeschreckt werden.

Weder der Nachwuchs noch der Lehrer hat Freude an Unterrichtsstunden, bei denen beide Seiten verkrampfen oder die Fronten verhärtet sind. Und wer schon keine Lust hat zum Lehrer zu gehen, wird auch nicht engagiert beim Üben sein. Für viele, vor allem junge Klavierschüler, ist der Faktor, dem Lehrer gefallen oder eine Freude machen zu wollen, ein nicht zu unterschätzender Motivator. Das funktioniert aber nur, wenn entsprechende Sympathien vorhanden sind.

Klavier üben - Das richtige Maß ist wichtig

Kind spielt an einem Klavier

Ist der richtige Lehrer gefunden, gilt es noch, das Üben Zuhause zu meistern. In unseren Handbuch findest du in zehn Kapiteln alles was du wissen musst, wenn du mit dem Klavier spielen lernen beginnst.

Wichtig ist, dass gerade am Anfang, die Übungseinheiten kurz gehalten werden. Lieber 10-15 Minuten am Stück, dafür vielleicht zweimal am Tag. Nur am Wochenende zu üben ist weniger zielführend, da gerade bei neu Erlerntem die regelmäßige Wiederholung der Schlüssel zum Erfolg ist. Deshalb lieber jeden Tag ein bisschen, statt zweimal in der Woche lange üben.

Als Elternteil ist man immer stolz, wenn der Nachwuchs etwas Neues lernt. Das darfst du auch gerne so kommunizieren. Wichtig hierbei ist nur, den Sohn oder die Tochter nicht mit den eigenen Erwartungen unter Druck zu setzen. Am Anfang klingt noch nicht alles gut. Ein Stück zu erlernen ist ein Prozess, bei dem man am Anfang so gut wie nie erkennt, was am Ende Wundervolles dabei herauskommt. Hier heißt es für beide: Geduld haben. Nach ein paar Wochen Unterricht kann man auch noch keine Stücke von Chopin erwarten.

Deswegen, lass’ deinem Kind den Freiraum sein eigenes Tempo beim Lernen zu finden. Bestärke es positiv bei Fortschritten (auch wenn sie sehr klein sind). Jeder lernt individuell und ist auch unterschiedlich begabt.

Kleine Belohnungen erhalten die Motivation

Ein Eis in der Waffel

Eine Übungsroutine zu entwickeln braucht Zeit, ist aber auch ungemein wichtig. Um in einen regelmäßigen Rhythmus zu kommen, sind kleine Belohnungen gerade am Anfang hilfreich. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen. Am besten, du stimmst das zusammen mit deiner Tochter oder deinem Sohn ab. Seien es ein paar Minuten mehr Computerzeit für jede Übungseinheit oder ein Zuschuss zum Handyguthaben. Möglichkeiten gibt es zahlreiche.

Auch bewährt hat sich ein "Punktesystem". Die Punkte können hierbei alles mögliche sein. Für jeden Monat wird ein Plan oder Kalender erstellt, auf dem für jede Übungseinheit à zehn Minuten (oder was ihr vereinbart) ein Punkt dort aufgeklebt wird. Sterne sind hier besonders beliebt. Wichtig ist, dass ihr vorab eine Belohnung festlegt, die es für eine bestimmte Anzahl von Punkten im Monat gibt. Das setzt zusätzliche Anreize. Zudem sind diese Ziele greifbarer und auch schneller zu erreichen sind als ein gesamtes Stück spielen zu können. Das ist besonders bei jüngeren Klaviernovizen hilfreich. Je jünger der Klavierschüler ist, desto wichtiger sind kleine Etappenziele.

Den Spieltrieb bewusst nutzen

Schwarzes Klavier mit einem flowkey Smartphone

Kinder und Jugendliche lieben Smartphones und Tablets, sprich alles, was einen Bildschirm hat und nach Spaß aussieht. Manche Klavierlehrer nutzen dies schon und integrieren Tablets mit ihn ihren Unterricht. Das allein hat schon einen gewissen "Coolness-Faktor", der sich positiv auf die Lerneinstellung auswirken kann. Auch gibt es schon verschiedene Apps, die spielerisch Kenntnisse im Notenlesen oder auch Musiktheorie vermitteln. Hier gibt es im Netz einige Seiten, die entsprechende Empfehlungen bereithalten. Das Interesse und die Begeisterung für Apps und Tablets lässt sich sehr gut als Übungsanreiz und auch als "Spaßfaktor" nutzen.

Das ist auch der Grund, warum schon einige Klavierlehrer mit flowkey arbeiten (mehr dazu kannst du hier erfahren). Bei flowkey sind Klavierschüler nicht mit schmucklosen Notenblätter konfrontiert, sondern finden sich in einer interaktiven Lernumgebung wieder, die cool aussieht und an keiner Stelle an "trockenen" Klavierunterricht erinnert. Man kann klicken, sich Songs anhören, diese als Video anschauen, sich durch die Songauswahl scrollen und das Passende für sich entdecken - und den auserwählten Favoriten schließlich interaktiv erlernen.

Diese Interaktion mit Dingen und direktes Feedback ist das, womit Kinder und Jugendliche heute aufwachsen und wobei sie Spaß haben. Dieser Spaß überträgt sich letztlich auch aufs Üben, wenn mit flowkey gelernt wird. Und so kann Übungsfrust ganz spielerisch in Lernlust umgewandelt werden.

Lieber mehrere Motivationsanreize setzen

Am Anfang ist die Lernmotivation in der Regel am größten. Alles ist neu und aufregend und gerade beim Klavier kann man schnell kleine Melodien erlernen. Die Kunst besteht darin, nach der ersten Euphorie, die Freude am Lernen und Klavier spielen zu bewahren, auch wenn die Anforderungen steigen und die Stücke schwerer werden.

Es gibt nicht den einen "Hebel", den man hier ansetzen kann, um diese Herausforderung zu meistern. Wie bei jedem Erfolgsrezept ist immer das Zusammenspiel mehrerer Zutaten entscheidend. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen geben und wünsche dir viel Erfolg bei der Motivation des Nachwuchses.

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