Barock, Romantik, Zeitgenössisch: Berühmte Klavier-Komponisten der Musikgeschichte
Begleite uns auf eine Reise durch die Epochen der Klaviermusik und erfahre mehr über die Komponisten, die sie besonders geprägt haben – vom Barock bis hin zur zeitgenössischen Ära.
Zuletzt aktualisiert am 4. Dezember 2024
Ein Leitfaden zu Barock, Klassik, Romantik und zeitgenössischer Klaviermusik
Die Epoche der Klassik gilt zwar seit Anfang des 19. Jahrhunderts als beendet, doch das Genre, das wir klassische Musik nennen, gab es schon lange Zeit davor und bezieht sich ebenfalls auf gegenwärtig komponierte Stücke. In diesem Artikel unternehmen wir eine Reise durch die Geschichte der Klaviermusik und legen in jeder Epoche eine kurze Pause ein, um die berühmtesten Komponisten vorzustellen. Dabei betrachten wir, wie stilistische Veränderungen auch immer mit der Entwicklung des Klaviers als Instrument einhergingen.
Bevor die Reise beginnt, gibt es ein paar Dinge, die du im Hinterkopf behalten solltest:
- Niemand hat je offiziell das „Ende des Barocks“ oder den „Beginn der Klassik“ festgelegt. Geschmack und Stil verändern sich stetig, sodass die Epochen oft nahtlos ineinander übergehen.
- Wir fokussieren uns in dieser Liste auf westliche klassische Musik, da unser thematischer Schwerpunkt – das Klavier – in einem großen Teil der hier betrachteten Zeitspanne noch nicht global verbreitet war.
- Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Unser Hauptziel ist es, darzustellen, wie sich jede Epoche durch ihre einflussreichsten Komponisten abgehoben hat.
Im folgenden Teil kannst du dir einen guten Eindruck von der Stimmung und den wichtigsten Komponisten der verschiedenen Epochen machen. Falls du nach weiteren Musikempfehlungen suchst, könnte dich außerdem unser Artikel 14 klassische Klavierstücke, die jeder Musiker kennen sollte interessieren.
Barock (1600–1750)
Bis zu diesem Punkt war die Orgel das Instrument, das dem heutigen Klavier am nächsten kam. Als dann im 16. Jahrhundert das Cembalo erfunden wurde, entwickelte es sich schnell zu einem Haupteinfluss der barocken Klaviermusik. Während der klassische Klang eines Klaviers erzeugt wird, indem Hämmer auf Saiten schlagen, werden die Saiten des Cembalos gezupft. Dadurch wird jede Note gleich laut gespielt, ohne Ausklang (Sustain).
Dieser klare und präzise Klang ist charakteristisch für die Musik des Barocks. Die Epoche ist vom unabhängigen, aber gleichzeitig harmonischen Spiel beider Hände gekennzeichnet – eine Technik, die als „komplexer tonaler Kontrapunkt“ bezeichnet wird und von einer durchgängigen Basslinie („basso continuo“) begleitet wird. Die Stücke wurden häufig mit einem Thema eröffnet, das die Komponisten anschließend in verschiedenen Variationen fortführten. Diese mitreißende, gefühlsbetonte Kompositionsart wurde später von den Komponisten der Klassik und der Romantik weiterentwickelt.
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
J.S. Bach (nicht zu verwechseln mit einem der anderen 50 Musikern und Komponisten der Bach-Familie) war der Meister der Barockmusik. Seine Goldberg-Variationen sind ein Paradebeispiel für den Einsatz barocker Themen und Variationen. Ein Highlight ist eine berühmte Arie, in welcher sich Bachs Verwendung des Kontrapunkts sehr gut zeigt.
Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Die musikalische Technik des Kontrapunkts und die typisch barocken Verzierungen findet man auch in Händels Musik. Was ihn von anderen Komponisten unterscheidet, ist, dass er in seinem Werk die deutschen Einflüsse seines Heimatlandes mit englischen Einflüssen verband. Häufig wird in Händels Werk sein Sinn für dramatische Inszenierung gelobt. Man kann sich beim Hören und Spielen gut vorstellen, wie seine dekadenten Stücke in Königshäusern aufgeführt wurden.
Antonio Vivaldi (1678–1741)
Vivaldi war für eine kurze Zeit seines Lebens als Priester tätig, daher finden sich einige religiöse Elemente der Barockmusik in seinem Werk wieder. Seine Vier Jahreszeiten entstanden zum Ende des Barocks. Hier wirst du heraushören können, dass sich bereits Stilelemente der Klassik eingeschlichen haben. Dazu zählen zum Beispiel eine gleichmäßigere Struktur und der Fokus auf die Entwicklung eines Themas.
Klassik (1750-1820)
Hier geht es um die Epoche der Klassik und nicht um das übergeordnete klassische Musikgenre. Während dieser Zeitspanne wurde das Cembalo vom Hammerklavier abgelöst, das sich schnell zum primären Tasteninstrument der Zeit entwickelte.
Dieses Instrument verschaffte Pianisten nun weitaus mehr Kontrolle über den Klang. So wurde es zum Beispiel möglich, lauter oder leiser zu spielen und Töne länger klingen zu lassen. Durch diese Eröffnung völlig neuer Möglichkeiten des Ausdrucks entwickelte sich schließlich ein neuer Stil.
Die Texturen der klassischen Musik sind leichtfüßiger als die des Barocks und werden weitestgehend zu eindeutigeren Melodien, die über Akkorde gespielt werden. Es war eine Epoche der Eleganz, weniger der bedeutungsschweren Ernsthaftigkeit.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
Mozart entwickelte sich während seiner kurzen Lebenszeit von nur 35 Jahren vom Wunderkind zu einem der einflussreichsten Komponisten aller Zeiten. Wir haben einen ganzen Artikel über die beliebtesten Stücke von Mozart veröffentlicht, der mit seiner ersten Komposition beginnt und mit seinem letzten Meisterwerk endet, das nach seinem Tod veröffentlicht wurde. Doch kein Stück verkörpert Mozarts Stil und die Musik der Klassik im Allgemeinen besser als „Eine kleine Nachtmusik“.
Joseph Haydn (1732–1809)
Haydn war sowohl für Mozart (mit dem er befreundet war) als auch für Beethoven (einer seiner Schüler) ein wichtiger Einfluss. Während der Klassik spielte er eine entscheidende Rolle in der Entwicklung neuer musikalischer Gattungen – wie zum Beispiel für die Sonate, die Symphonie und das Streichquartett. Tatsächlich trägt er deswegen auch den Namen „Vater der klassischen Symphonie“ und „Vater des Streichquartetts“.
Durch seinen Scharfsinn und Erfindergeist schaffte er es, seine Musik mit einem ausdrucksstarken, persönlichen Stil zu versehen. Dieser prägte nicht nur die Klassik, sondern legte außerdem einen Grundstein für die Epoche der Romantik, die auf die Klassik folgte.
Ludwig van Beethoven (1770–1827)
Beethoven war in einem solchen Ausmaß produktiv und erfinderisch, dass sein Werk häufig in drei Perioden unterteilt wird. Während seiner frühen Schaffensperiode meisterte er zwar bereits den „Wiener“ Stil von Mozart und Haydn, verlieh seinen eigenen Kompositionen jedoch mehr Ausdruck und Grandeur.
Während der mittleren Periode war Beethoven einer der Vorreiter, die den Übergang der Klassik in die Romantik maßgeblich vorantrieben. Er wendete sich dafür von den starren Strukturen der Klassik ab und legte in seinem Werk mehr Wert auf emotionalen Ausdruck. Seine „Mondscheinsonate“, die 1801 veröffentlicht wurde, ist ein perfektes Beispiel dafür. Sie steht für den Beginn der nächsten Epoche.
Romantik (1800–Anfang 1900)
Die industrielle Revolution war unter anderem für die Entstehung des modernen Klaviers verantwortlich, wie wir es heute kennen. Durch die Tastatur, die nun auf 88 Töne erweitert wurde, und den kräftigen, schwingenden Klang des Klaviers, wurde die charakteristische Ausdrucksstärke und das Gefühl der romantischen Musik überhaupt erst möglich. Während man sich im Barock und der Klassik eher auf spezifische musikalische Figuren mit streng definierten Strukturen konzentrierte, stand bei der Musik der Romantik das Erzeugen eines bestimmten Gefühls im Vordergrund.
Dieses hohe Maß an zusätzlichen musikalischen Freiheiten ermöglichte die Entstehung von neuen Stücken, die sich nicht vor der Verwendung von Dissonanzen oder progressiven Texturen scheuten: Nocturnes, Fantasias und Präludien. Dadurch, dass immer mehr Menschen die Möglichkeit hatten zu reisen, waren Komponisten nicht länger an Königshäuser oder etablierte Musikschulen gebunden. Nach und nach fanden Einflüsse aus aller Welt ihren Weg in die Musik und Komponisten begannen, Bilder von Ländern in ihren Werken zu malen – sowohl von ihrem Heimatland als auch aus anderen Ländern.
Franz Schubert (1797–1828)
Wie bei Beethoven erstreckt sich auch Schuberts Schaffen sowohl über die Klassik als auch die Romantik. Bei der Betrachtung seines Gesamtwerks lässt sich eine große Veränderung bemerken. So beginnt er sich von der Formalität und klaren Struktur der Klassik, wie sie zum Beispiel in „Die Forelle“ spürbar werden, zu entfernen. Dieses Stück komponierte er übrigens mit nur 22 Jahren.
Später entwickelte sich sein Stil mehr in die Richtung der unten aufgeführten, höchst romantischen, ausdrucksstarken Sonate, die er während der letzten Monate seines Lebens komponierte.
Frédéric Chopin (1810–1849)
Chopin war nicht nur ein virtuoser Pianist und Komponist. Man kann ihn als einen der ersten Prominenten der Musikgeschichte bezeichnen, berüchtigtes Liebesleben inklusive. Er blieb stets von einer gewissen Mysteriösität umgeben: Während seines Lebens trat er nur rund 30 Mal in der Öffentlichkeit auf.
Wir haben unsere Lieblingsstücke von Chopin in einem anderen Artikel zusammengetragen, aber die Nocturne, die du weiter unten findest, spiegelt Chopins Gespür für neue Ausdrucksmöglichkeiten auf dem Klavier am besten wider.
Johannes Brahms (1833–1897)
Brahms erzeugte in seinem Werk eine wunderbare Balance zwischen Tradition und Innovation, indem es ihm gelang, den akribischen Stil der Klassik mit den tiefen Emotionen der Romantik zu verbinden. Die Opulenz anderer romantischer Komponisten lehnte er ab. Brahms war überzeugt, dass Musik stets für sich stehen und ohne externe Erzählung auskommen sollte.
Was dabei herauskam, war abstrakt und gleichzeitig gefühlsbetont - viele kennen es unter dem Namen „absolute Musik“.
Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840–1893)
Da wir gerade von opulenten romantischen Komponisten sprechen: Tschaikowski ist ein gutes Beispiel für den Prunk, der in dieser Epoche beliebt war. Seine Musik war majestätisch und geheimnisvoll. Durch den nationalistischen Blick auf sein Heimatland Russland brach er dabei mit den Stereotypen der russischen und westlichen Musik dieser Zeit.
Das ‚Schwanensee-Thema‘ stellt durch seine emotionale Intensität, sein Hauptaugenmerk auf die Erzählung und seine unvergessliche Melodie den Höhepunkt von Tschaikovskys Schaffen dar.
20. Jahrhundert und Gegenwart (Anfang 1900–2000)
Zu dieser Zeit taucht das Klavier zum ersten Mal auch in anderen Genres auf, so wie im Blues, Jazz und im Musiktheater, was den Grundstein für Rock, Pop und die Zukunft der elektronischen Musik legte. Zwar verlor Klassische Klaviermusik deswegen nicht an Bedeutung, jedoch begannen Komponisten ihre Fühler auch in andere Richtungen auszustrecken, da Musikaufnahmen und verschiedenste Genres aus aller Welt immer beliebter wurden. Manche Komponisten – wie George Gershwin – ließen sich in ihrem Schaffen nicht beschränken und schrieben sowohl populäre als auch klassische Musik.
Diese Einflüsse sorgten dafür, dass sich im 20. Jahrhundert eine Vielzahl an Subgenres bildete, angefangen beim Impressionismus über die Postromantik bis hin zum Expressionismus. Weitere Stile, wie Neoromantik, experimentelle Musik und Minimalismus, kamen nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu. Die Einzelheiten kannst du auf eigene Faust erkunden, aber fürs Erste reicht es zu wissen, dass sich zu dieser Zeit viele neue Facetten des Klaviers entwickelten.
Claude Debussy (1862–1918)
Debussy trieb es in seinen selbsternannten „symphonischen Skizzen“ mit der Freiheit und dem Ausdruck der Romantik weiter auf die Spitze. Man bezeichnet ihn häufig als den ersten impressionistischen Komponisten – auch, wenn er diesen Ausdruck selbst ablehnte. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie er seinen eigenen Stil hinsichtlich Harmonien und Koloraturen entwickelte, solltest du dir das eigenartige und doch bewegende Stück „Clair de Lune“ anhören.
Erik Satie (1866–1925)
Zum Ende der Romantik drehte sich alles um das Experimentieren. Seinerseits bewies Satie definitiv einiges an Erfindungsgeist. Exzentrisch im besten Sinne bezeichnete er sich selbst mehr noch als einen Phonometristen (jemand, der Klänge misst) als einen Musiker und erfand den Ausdruck Gymnopédie für seine beliebteste Serie von Klavierstücken.
Sergei Prokofiev (1891-1953)
Wie bei vielen anderen russischen Komponisten spielt sein Heimatland auch für Prokofiev eine große Rolle, obwohl er einen Großteil seines Lebens in Europa und in den USA verbrachte. In seinem Stück „Historiette“ wirst du am besten heraushören können, wie sich diese Einflüsse miteinander verbinden und er Dissonanzen und Gegensätze verwendet, um Emotionen zu erzeugen.
Das ist bei weitem nicht das Ende – die klassische Klaviermusik lebt weiter. So verlassen wir uns in Film und Fernsehen auf klassische Musik, um Emotionen zu erzeugen. Ein gutes Beispiel ist das geheimnisvolle „Hedwig‘s Theme“ aus Harry Potter oder die epische Titelmusik der Serie Game of Thrones.
Außerdem hebt sie Videospiele wie Tetris, Super Mario und Zelda, um nur ein paar zu nennen, auf ein völlig neues Level. Wenn du nun Lust bekommen hast, mehr über zeitgenössische klassische Musik zu lernen, dann ist unser Artikel über die Musik in Videospielen für das Klavier ein guter Anfangspunkt!
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